Was will Komitee 'Aufbruch '90'?
"Tribüne" fragte einen der Pressesprecher, Karsten B(...), welche Ziele verfolgt werden
Das Gewerkschaftskomitee für Selbstbestimmung "Aufbruch '90" hat in einer ADN-Meldung vom 10. Januar erneut die Berliner Gewerkschafter zu einer Demonstration aufgerufen - Sonnabend, 20. Januar, 10 Uhr, auf dem Platz der Akademie.
"Aufbruch '90", wer ist das?
Das sind Gewerkschafter aus Berliner Betrieben und Einrichtungen. Dazu gehören das Kombinat "7. Oktober", das Energiekombinat, der Aufzug- und Fahrtreppenbau, die Koordinierungsgruppe zur Bildung einer Gewerkschaft der Volkspolizei, der Kinderbuchverlag, das DEFA-Studio für Dokumentarfilme und weitere.
Wofür soll demonstriert werden?
Für eine grundlegende inhaltliche und strukturelle Erneuerung starker Industriegewerkschaften und Gewerkschaften von der Basis her, die sich in einem Dachverband freier und unabhängiger Gewerkschaften organisieren. Und weiter: für eine echte demokratische Mitbestimmung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Was ist eurer Meinung nach in Gefahr?
Das Recht auf Arbeit, die soziale Sicherheit unserer Kollegen, die Rechte der Gewerkschaften, unsere Umwelt sowie die antifaschistischen Grundwerte dieses Landes.
Diese Eindeutigkeit fehlte in der genannten ADN-Meldung. Verwirrung brachte zudem ein Artikel im "Handelsblatt" der BRD vom 9. Januar 1990, "Oppositionelle Gewerkschafter in der DDR suchen die Unterstützung des DGB der Bundesrepublik sowie der CDU-Sozialausschüsse". Stimmt das?
Wir stehen keinesfalls in Opposition zu den Millionen Gewerkschaftern im Land, sondern wollen durch sie und mit ihnen eine Erneuerung unserer Organisation von unten. Wir sind eindeutig gegen ihre Spaltung. "Aufbruch '90" versteht sich ausschließlich als Initiator und Organisator dieser Demo auf dem Platz der Akademie. Zusammenarbeit unserer Gewerkschaften mit dem DGB ja, Hilfe der CDU-Sozialausschüsse nein!
Warum aber schon wieder ein Komitee?
Die Ruhe im FDGB zwingt uns dazu. Gewerkschaften sind doch das Stärkste, was die Werktätigen hierzulande haben - ohne sie läuft nichts. Das soll die Demo all jenen zeigen, die gegen gewerkschaftliche Interessenvertretung in den Betrieben, Institutionen und in der Gesellschaft überhaupt sind.
Ist für die Demo alles klar?
Technisch-organisatorisch ja. Zu Wort kann sich dort jeder Gewerkschafter melden. Bedruckte Schärpen kennzeichnen unsere Ordnungskräfte. Unsere Bitte: Kommt zahlreich, bringt eure Forderungen mit und steht für einen friedlichen Verlauf ein.
Manfred K(...)
aus: Tribüne, Nr. 10, 15.01.1990, 46. Jahrgang, Zeitung der Gewerkschaften