Wende ist eingetreten - das lässt uns hoffen
In den letzten Wochen haben sich viele Tausende Bürger der DDR auf unterschiedliche Weise und mit Nachdruck zu Wort gemeldet, haben vieles in unserem gesellschaftlichen Dasein in Frage gestellt.
Die Partei- und Staatsführung hat darauf - wenn auch spät - reagiert. Einige Änderungen im gesellschaftlichen Leben sind bereits jetzt erkennbar. Das lässt uns hoffen.
Wir drängen jedoch baldigst auf die Sanktionierung von basisdemokratischen Rechten, um Rückfälle in die alten Zustände zu verhindern. Wir drängen
- auf die Legalisierung von Demonstrationen
- auf Meinungs- und Pressefreiheit, auch in Betrieben und Schulen
- auf freie Wahlen, bei denen man sich für Programme und dafür einstehende Personen entscheiden kann
- auf unabhängige Kontrollen der Machtausübung
Wir vermissen bis jetzt in den Medien eine kompromisslose Fehleranalyse durch Partei und Regierung, ohne die eine Wende nicht erfolgreich sein kann.
Unsere Regierung soll uns endlich ihre Gesellschaftskonzeption als Entwurf vorlegen. Sie soll ihre Grundwerte benennen. Wir wollen das beeinflussen dürfen!
Wir sind der Meinung, dass Sozialismus nicht ohne Demokratie wie auch Demokratie nicht ohne Sozialismus möglich ist.
Wir hoffen, dass bald eine Zeit beginnt, in der zwischen uns und dem Staat ein Vertrauensverhältnis entstehen kann.
Wir wollen unsere ganze Arbeitskraft und unsere ganze Persönlichkeit dafür einsetzen, dass der jetzt am Anfang stehende gesamtgesellschaftliche Prozess erfolgreich weitergeführt wird.
Zu betrieblichen Fragen der Neudispositionierung haben wir folgende Vorschläge:
- Wir sind für den Wegfall des ungerechtfertigten Gehaltszuschlages für spezielle Produktion.
- Wir sind für das gewerkschaftliche Mitspracherecht bei Einsetzung eines Leiters nach charakterlichen und fachlichen Gesichtspunkten.
- Wir sind für die Stärkung der Position der Leiter.
- Lohn oder Gehalt der Werktätigen soll die Leistungsstärke widerspiegeln, so dass fragwürdige Prämien für "Sonderprojekte", für "Hau-ruck-Aktionen" und der AGZ überflüssig werden.
- Die ungerechtfertigte Vielfalt der Entlohnungstarife ist zu beseitigen.
- Wir sind für die Abschaffung der Abteilung Neuererwesen.
- Ein Ingenieur wird für Ideenbildung bezahlt.
- Ein Arbeiter oder ein Ingenieure, der Neuerungen anregt, die über seine Arbeitsaufgaben hinausgehen, soll materielle Anerkennung vom zuständig Leiter erhalten können.
- Wir sind für die ersatzlose Streichung des jetzt praktizierten sozialistischen Wettbewerbs.
- Wir sind für die Beseitigung der ungleichen Besteuerung von Lohn- und Gehaltsempfängern.
- Wir fordern, den Verwendungsplan der Mittel des FDGB im Betrieb zu veröffentlichen.
- Die Einflussnahme des Direktionsbereiches C im Betrieb muss gestärkt werden.
- Erarbeitete und bestätigte organisatorische Lösungen sind durchzusetzen.
- Die Verantwortung für EDV-Prozesse ist zu zentralisieren.
- Die materiell-technische Basis muss den anstehenden Aufgaben entsprechen.
- Differenzstandpunkte in den Fachbereichen müssen durch Leitungsentscheidungen beseitigt werden.
Aus aktuellem Anlass fordern wir die Ablösung des Kollegen Harry Tisch. Er hat den Kontakt zur gewerkschaftlichen Basis verloren.
Diese Stellungnahme wurde von de AGL-Leitung und Vertrauensleuten de AGL C erarbeitet und den Mitgliedern bekannt gegeben.
AGL des Bereiche C
aus: Der Antrieb, Nr. 22/89, 13.11.1989, Organ der Betriebsparteiorganisation der SED des VEB Strömungsmaschinen, Pirna