Aufruf zur Gewaltlosigkeit

Mit einer Erklärung zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wendet sich der Runde Tisch an alle Bürgerinnen und Bürger:

"Zur Wahrung der demokratischen Entwicklung in unserem Land verständigten sich die Teilnehmer am Runden Tisch mit Ministerpräsident Modrow, die Volkskammerwahlen am 18. März 1990 durchzuführen. Dies erfordert von uns allen, im Bemühen um Rechtsstaatlichkeit und Wahrung der Interessen unseres Volkes alles zu tun, damit die Vorbereitung und Durchführung der Wahl mit Ruhe, Sachlichkeit und ohne Gewalt erfolgen kann.

Die am Runden Tisch vertretenen Parteien und gesellschaftlichen Gruppierungen versichern Ihnen, dass sie bei allen politischen unterschiedlichen Auffassungen die Würde des Menschen achten und sich gegen jede Gewaltanwendung gegenüber Personen und Sachen aussprechen. Jeder Bürger hat das Recht auf ein geborgenes, friedlich geschütztes Leben in unserer Gesellschaft. Die Teilnehmer des Runden Tisches setzen das Vertrauen auf Sie, dass Sie sich jeder Gewalt enthalten, Aufrufen zur Gewalt entgegentreten und keine Gewalt dulden.

Zur Sicherung der Rechtsstaatlichkeit und der Sicherheitspartnerschaft mit den Angehörigen der Volkspolizei erwarten wir, dass mit aller Konsequenz auf der Grundlage des Gesetzes über die Aufgaben und Befugnisse der Deutschen Volkspolizei mit den rechtlich zulässigen Maßnahmen und Mitteln gegen gewalttätige Handlungen vorgegangen wird. Die politischen Kräfte unseres Landes unterstützen in Verantwortung die Tätigkeit der Polizei und bitten Sie, sich solidarisch diesem Anliegen anzuschließen."

aus: Neue Zeit, 46. Jahrgang, Ausgabe 25, 30.01.1990, Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands