Film- und Fernsehkünstler berieten auf ihrem Verbandskongress

DEFA-Regisseure an den Runden Tisch

Die Regisseure des DEFA-Studios für Spielfilme wandten sich mit einem Schreiben an den Runden Tisch, Schloss Niederschönhausen. Darin heißt es:

Die Geschichte unseres Landes hat sich in allen Zeiten auch in den Filmen der DEFA gespiegelt, selbst in den Auslassungen und Versäumnissen. Das waren und sind unsere Filme, das war und ist unsere Arbeit und Verantwortung. Wie lange noch?

Unsere Sorge ist die in Aussicht stehende Kommerzialisierung der Filmproduktion. Unsere Sorge ist der Verlust an Werten und Traditionslinien, die unseren Filmen auch internationale Anerkennung brachten, angefangen von "Ehe im Schatten" über "Solo Sunny" bis zu den DEFA-Kinderfilmen und "Coming out". Unsere Sorge gilt der Unterwerfung der Filmkunst unter ausschließlich marktwirtschaftliche Gesetze . . .

Wir haben in eine künftige gesamtdeutsche Entwicklung und in die europäische Vereinigung unter einem gemeinsamen Dach unsere Ideale, Werte, künstlerische Kraft und Phantasie einzubringen. Sorgen Sie mit uns dafür, all das zu erhalten, es in neue Strukturen, politische Entwicklungen, Konzeptionen für die Zukunft zu integrieren.

Wir sind uns der neuen Herausforderung bewusst, unter anderen Bedingungen mit unseren Filmen in einen umfassenden internationalen Konkurrenzkampf und Wettbewerb zu treten. Sorgen Sie mit uns dafür, dass dabei der künstlerische Film nicht auf der Strecke bleibt.

Auch international sind solche Filme nur mit staatlichen Subventionen zu produzieren, zu vertreiben und zu schützen. Sorgen Sie mit dafür, dass ein so wesentliches Moment nationaler Kultur gerettet wird.

aus: Neues Deutschland, 45. Jahrgang, Ausgabe 48, 26.02.1990, Sozialistische Tageszeitung. Die Redaktion wurde 1956 und 1986 mit dem Karl-Marx-Orden und 1971 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet.