"Plattform WF"

Für "Sozialistische Partei" (SP) in der DDR

Die Diskussion, der Verlauf und die Beschlüsse des ersten Teils des außerordentlichen Parteitages zeigen den festen Willen der Mehrheit der demokratisch gewählten Delegierten, einen Bruch mit der machtpolitischen Überhebung der Partei, mit der Diktatur der Führung über die Parteibasis zu vollziehen.

Die Bewegung hin zu einem demokratischen Sozialismus, jenseits von stalinistischem Pseudo-Sozialismus und Herrschaft des Profits verlangt die Mitwirkung einer von grundauf erneuerten sozialistischen Partei.

Die Schärfe des Bruchs und die Radikalität des Neubeginns verdeutlicht der Beschluss, den Namen SED abzulegen und einen neuen Namen zu bestimmen, der dem neuen Geist der Partei entspricht. Grundlage der Namensänderung müssen das vollständig gewandelte Selbstverständnis der Partei und alle Vorstellungen zur neuen Programmatik und zum neuen Statut sein.

Die Diskussion während des Parteitages und Reaktionen unzähliger Mitglieder unserer Partei in den letzten Tagen verdeutlichen die feste Entschlossenheit, für diese neue sozialistische Partei einzutreten. Wir brauchen eine sozialistische Partei,

- die die Traditionen der Arbeiterbewegung fortsetzt

- die politische Vertretung der sozialen Interessen der Arbeiter und aller Werktätigen anstrebt

- anknüpft an kommunistisches, sozialistisches, sozialdemokratisches, antifaschistisches und pazifistisches Erbe

- offen ist für alle, die einen demokratischen Sozialismus wollen sich in ihrer Politik stützt auf moderne Gesellschaftswissenschaften

- den geistigen Reichtum der Lehren von Marx und Lenin aufnimmt

- sich zugleich wendet gegen jegliche Einengung der theoretischen Quellen.

Eine solche Partei sollte "Sozialistische Partei" (SP) in der DDR heißen.

aus: Neues Deutschland, Jahrgang 44, Ausgabe 294, 14.12.1989, Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Die Redaktion wurde 1956 und 1986 mit dem Karl-Marx-Orden und 1971 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet.