FRAUEN IN DER OFFENSIVE: DAS PROGRAMM


I. Der Unabhängige Frauenverband - politische Konsequenz von Frauen in Bewegung

Im Unabhängigen Frauenverband haben sich Frauen über weltanschaulich-politische, soziale, altersmäßige, sexuelle, nationale, religiöse Schranken hinweg, Frauen aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, zusammengeschlossen. Frauen finden solidarisch zueinander in der gemeinsamen Erfahrung struktureller Benachteiligung und Diskriminierung als Geschlecht. Sie mussten erkennen: Nach 40 Jahren real existierenden Sozialismus sind Frauen nach wie vor weitgehend von gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen ausgeschlossen. Frauen hatten bisher keine Möglichkeit, auch nicht über die Mitgliedschaft in verschiedenen politischen Parteien und Organisationen, ihre frauenspezifischen Interessen, ihre Sicht auf gesellschaftliche Verhältnisse und Ihre Vorstellungen über deren Entwicklungsrichtung und Inhalte einzubringen. Diesen Anspruch melden Frauen jetzt an - über eine eigenständige politische Interessenvertretung, den Unabhängigen Frauenverband.

Der Unabhängige Frauenverband setzt sich dafür ein, dass Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft auch durch die weibliche Hälfte dieser Gesellschaft gestaltbar werden.

Der Unabhängige Frauenverband ist ein Zusammenschluss autonomer Frauengruppen, -initiativen und -projekte sowie einzelner Frauen. Der Verband will mit dem Selbstbewusstsein, dem Engagement, der Phantasie seiner Basisgruppen und "Einzelfrauen", Frauen die Möglichkeit zur Kommunikation, zur Selbstfindung, zu gemeinsamer Aktion im Sinne einer Veränderung Ihrer benachteiligten Lage geben.

II. Reale Gleichstellung und Emanzipation von Frauen - Grundwert und Bedingung einer Gesellschaft selbstbestimmter Frauen, Männer und Kinder

Über die Jahrtausende währt die Unterdrückung, Benachteiligung, Diskriminierung von Frauen. Befangen in einer gesellschaftlichen Arbeitsteilung nach dem Geschlecht, die Frauen die Hauptlast in Haushalt und Familie zuweist und sie Männern ökonomisch unterlegen macht, werden Frauen auf ein mütterzentriertes Rollenbild reduziert, werden sie vermarktet als Sexualobjekt, aus Entscheidungsgremien in Politik und Wirtschaft weitgehend ausgegrenzt.

So werden Frauen unmündig, unsicher, klein gemacht.

Auch der reale Sozialismus, in seiner bisher erlebten Gestalt, hat die männerdominierten Strukturen, das heißt patriarchale Machtverhältnisse in den Geschlechterbezihungen nicht überwinden können. Doch Frauen sind kein schwaches Geschlecht. Sie haben ihren Anteil an der Kulturentwicklung der Menschheit aller Beschränkung zum trotz durchgesetzt.

Eine Olympe de Gouges, Flora Tristan, Rosa Luxemburg, Alexandra Kollontai, Bertha von Suttner, Clara Zetkin, Simone de Beauvoir - sie zeichneten die Spuren einer Alternative, die wir weiterverfolgen wollen. Nach jahrelanger Unterdrückung einer eigenständigen Frauenbewegung in diesem Land, wollen wir uns nun bewusst in die Weltfrauenbewegung einbringen. Die feministische Bewegung westeuropäischer und anderer Länder hat in Theorie und Praxis konsequent Fraueninteressen vertreten.

Wir wollen das Wort Feminismus von Vorurteilen freimachen. Feminismus steht für Interessenwahrnehmung und -vertretung von Frauen. Feministische Sicht betrachtet gesellschaftliche Verhältnisse unter dem Aspekt der Stellung des weiblichen Geschlechts. Feministische Politik zielt darauf, Geschlechterverhältnisse als Rang- und Machtverhältnisse aufzuheben. Es geht uns um die reale Gleichstellung von Frauen und Männern. Nicht formale Gleichberechtigung, sprich: Gleichstellung nach dem Gesetz, sondern die wirkliche Gleichstellung von Frauen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens Ist Voraussetzung für ihre Emanzipation. Reale Gleichstellung zielt darauf, alle Bedingungen dafür zu schaffen, dass Frauen ihr Recht auf selbstgewählte persönliche Entwicklung in gleichem Maße wie Männer wahrnehmen können.

Eine solche Zielstellung setzt notwendig die Aufdeckung unterschiedlicher Interessenlagen von Frauen, als den Benachteiligten, von Männern als den Bevorteilten voraus. Der Geschlechterwiderspruch wird offengelegt. Jedoch: wenn Männer im Zuge des Emanzipationsbestrebens Privilegien aufgeben müssen, werden sie als Menschen profitieren. Denn Männer sind ebenfalls durch patriarchale Zwänge In ihrer Persönlichkeit eingeschränkt. Unser Emanzipationsverständnis richtet sich somit übergreifend auf die gesamte Gesellschaft.

Der Unabhängige Frauenverband setzt sich ein für eine Gesellschaft, in der die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen, Männer und Kinder das eigentliche Ziel sind. Es geht um eine moderne Kulturgesellschaft, in der jede Frau und jeder Mann die Ihr/ihm entsprechende eigene Lebensweise ausprägen kann - ohne Ausgrenzung und Benachteiligung auf Grund des Geschlechts, der Herkunft, der Nationalität, der geschlechtlichen Orientierung.

III. Revolutionärer Umbruch - neue Chancen für Frauengleichstellung?

Zur gesellschaftlichen Ausgangssituation

Das administrativ-bürokratische Gesellschaftssystem des real existierenden Sozialismus in der DDR wurde durch die Bewegung der Straße, durch Frauen und Männer zerstört. Für uns, wie für alle anderen Länder Europas steht die Frage, wie sie durch Reformen zu einer friedlichen, sozialen, ökologisch orientierten, solidarischen Völkergemeinschaft beitragen können.

Frauen haben hier Eigenes einzubringen.

Frauen erfahren in besonderer Weise die Entmündigung durch ein diktatorisches Herrschaftssystem, sie erleben verstärkt die sozialen Folgen milliardenschwerer Aufrüstung, Frauen durchleiden am Krankheitsbild ihrer Kinder die Folgen der Zerstörung aller natürlichen Lebensgrundlagen, Frauen der so genannten dritten Welt sind auf der untersten Stufe der Gesellschaft. Solchermaßen besonders sensibilisiert, treten Frauen für Frieden, Abrüstung, die Erhaltung der Umwelt und für Fortschritt nicht auf Kosten anderer ein.

Der Unabhängige Frauenverband ist für eine Lösung der deutschen Frage, vor der sich die EuropäerInnen nicht fürchten müssen. Der Verband steht für:

Wir treten ein für eine multikulturelle Gesellschaft, in der Rassismus, Sexismus, faschistisches Gedankengut sowie Ausländerfeindlichkeit keinen Platz finden.

Durch die Umbruchsituation in der DDR erhielt auch die Bewegung von Frauen für Ihre Rechte massenhaften Auftrieb.

Die Ausgangslage für Frauen im Emanzipationsprozess stellt sich jedoch widersprüchlich dar. Zum einen wurden wesentliche Grundlagen für Frauenemanzipation geschaffen. Als Ergebnis einer verfehlten Frauenpolitik kam es aber andererseits zu deutlichen Rückschritten: In einer an männlichen Normen orientierten Sicht auf Emanzipation und als Folge administrativ-bürokratischer Fremdbestimmung reduzierte sich Frauenpolitik auf Bevölkerungspolitik, verkürzte sich Emanzipation auf Gleichberechtigung. Mit dem Ziel, die Geburtenrate zu erhöhen, schrieb eine staatliche verordnete Sozialpolitik vorrangig den Frauen die Zuständigkeit für Familie und Hausarbeit zu. Vermeintlichen ökonomischen Zwängen untergeordnet, verblieb die "störanfällige Frau" in minder-bewerteten Berufen und Positionen. Für Frauen ergibt sich ein Diskriminierungskreislauf, der bis heute zur Verfestigung einer an sich historisch längst überholten traditionellen Rollenverteilung führt: Die einseitige Belastung von Frauen durch Haus- und Familienarbeit hemmt ihre Entfaltungsmöglichkeiten im Beruf - die Schlechterstellung dort verweist sie wieder auf die Familie.

Hinzu kommt: angesichts der gegenwärtigen Krise müssen Frauen befürchten, als erste ins soziale Aus gestellt zu werden. Konkret heißt das für Frauen: über 90 % der Frauen befinden sieh im Beruf oder in der Ausbildung und sichern sich damit eine weitgehende ökonomische Unabhängigkeit. Aber: Sie arbeiten zu 75 % in minderbezahlten sogenannten frauentypischen Berufen. Eine Folge dessen ist, dass auf Frauen nur 75 % des männlichen Arbeitseinkommens entfallen. Bereits jetzt deutet sich im Zuge der Krise hohe weibliche Arbeitslosigkeit an.

Das Bildungs- und Qualifikationsniveau hat sich dem der Männer angeglichen. Aber: Nur 20 % der Leitungsfunktionen in der Industrie werden von Frauen eingenommen. In Spitzenpositionen der Politik sind Frauen so gut wie gar nicht vertreten.

Ein Netz von staatlich subventionierten Kindereinrichtungen, die Entwicklung von Dienstleistungen mindert die zwanghafte Bindung von Frauen an Haus- und Familienarbeit. Aber: Mängel im Versorgungssystem müssen zunehmend durch weibliche Mehrarbeit kompensiert werden. Durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung leisten Frauen noch heute durchschnittlich 80 % der anfallenden Hausarbeit. Dadurch haben sie pro Tag 1,5 Stunden weniger Freizeit als Männer. Droht Frauen im Zuge einer Rekapitalisierung der Wirtschaft der Rückschritt an Heim und Herd?

Frauen haben das Recht auf selbstentschiedene Schwangerschaft.

Aber: Wie lange noch?

Frauen sind rechtlich weitgehend gleichgestellt.

Aber: Gewalt gegen Frauen in der Ehe ist per Gesetz nicht konsequent genug anklagbar.

Festzustellen ist: Frauen in diesem Land erleben zunehmend eine Einschränkung und Minderbewertung ihrer individuellen Handlungsfähigkeit. Darüber hinaus sind sie einer ständigen physischen und psychischen Überlastung ausgesetzt. Eine so gut wie nicht vorhandene Öffentlichkeit für die spezifische Lage von Frauen macht es ihnen schwer, ihre eigene Situation zu erkennen und ein Gegenpotential zu entwickeln.

Der Unabhängige Frauenverband leitet daraus zwei politische Grundziele seines Handelns ab. Zum einen gilt es zu sichern, dass Frauen nicht hinter die erreichte Stufe von Selbstbestimmung und materieller Unabhängigkeit zurückfallen. Zum anderen wollen Frauen sich in den Reformprozess unseres Landes unüberhörbar einschalten und diesen im Sinne menschliche Emanzipation vorantreiben.

IV. Frauen in die Offensive - unser Reformvorschlag für eine emanzipierte Gesellschaft

Demokratisierung und Quotierung sind für uns die Bedingungsfaktoren für eine durch Frauen und Männer gleichermaßen zu gestaltende Reformalternative. Erst wenn Frauen in Politik, Wirtschaft und gesellschaftlicher Öffentlichkeit ihrem Anteil an der Menschheit entsprechend repräsentiert sind, können sie sich in gleichem Maße wie Männer in Menschheitsfragen einschalten.

Quotierung für Frauen in bisher männerdominierten Bereichen und Quotierung für Männer in feminisierten Berufsgruppen bilden die Voraussetzung für das Aufbrechen struktureller geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung. Quotierung ist damit ein wesentliches Instrument für Frauengleichstellung. Um es nutzen zu können, sind Quotierungsmodelle zu erarbeiten und Rahmenbedingungen zu schaffen.

1. Wirtschaft

Der zur Durchsetzung einer Reformalternative nötige gesellschaftliche Reichtum kann nur durch einen konsequenten Umbau der Wirtschaft, ökologisch und sozial orientiert, gesichert werden.

Wir fordern, in den strukturbestimmenden Bereichen der Volkswirtschaft das bisher bestehende Staatseigentum in wirkliches Volkseigentum umzuwandeln und vor Privatisierung zu schützen.

Wir treten für eine demokratische Wirtschaftsverfassung ein, die über starke Gewerkschaften, Frauenbeauftragte und Betriebsräte das Mitbestimmungsrecht über Ziele und Mittel der gesellschaftlichen Produktion bei allen Eigentumsformen festschreibt. Das grundlegende Menschenrecht auf Arbeit muss für jede Frau und jeden Mann erhalten bleiben. Anspruchsvolle berufliche Entfaltungsmöglichkeiten, gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit, eine neue Leistungsbewertung von Frauenberufen - das sind für uns die wesentlichen Voraussetzungen auf dem Weg zur wirklichen ökonomischen Gleichstellung von Frauen und zur Zurückdrängung der traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung.

Der Unabhängige Frauenverband tritt ein für:

Über eine Quotenregelung ist zu sichern, dass Frauen bei Einstellungen und Umstrukturierungen, beim Einsatz in Leitungsfunktionen und in anspruchsvollen Arbeitsprojekten nicht wieder außen vor bleiben. Die Quotierung gibt Frauen bei gleicher Qualifizierung solange den Vorzug, bis ein gleicher Anteil von Frauen erreicht ist. Bei Arbeitskräfteum- und -freisetzung darf es keinen sozialen Abstieg von Frauen geben.

Wesentlich für die Vereinbarung von Beruf und Familie, für Mann und Frau sind flexiblere Zeitstrukturen, wobei Teilzeitarbeit und andere Formen der Arbeitszeitgestaltung rechtlich geschützt sein müssen. Der Unabhängige Frauenverband tritt deshalb für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich für beide Geschlechter ein.

2. Kindererziehung, Familien- und Hausarbeit

Kindererziehung, Familien- und Hausarbeit ist gesellschaftlich notwendige Arbeit und von hohem Wert für die Reproduktion der Gesellschaft. In diesem Sinne ist der Begriff Arbeit neu zu definieren und zu werten. Männer müssen in gleichem Maße die Möglichkeit erhalten, das Recht und die Pflicht auf soziale Vaterschaft wahrzunehmen und in gleicher Verantwortung häusliche Arbeit zu leisten. Die staatliche Interessenwahrnehmung für Reproduktionsaufgaben muss erhalten bleiben und qualifiziert werden.

Deshalb fordern wir:

3. Politik

Der Unabhängige Frauenverband formuliert einen neuen Anspruch an die politische Kultur;

Männlich-autoritären Ellenbogenmanieren und Leitungsstilen wollen wir frauenfreundliche Politikformen entgegensetzen - geprägt von Rationalität, Zeitsinn und praktischer Vernunft.

Wir begreifen den Geschlechterwiderspruch als Machtverhältnis. Jahrzehntelange Ausgrenzung, Unterrepräsentation von Frauen in Politik und Parlamenten kann deshalb nur durch eine Quotenregelung für Frauen durchbrochen werden.

Der Unabhängige Frauenverband tritt für die Einrichtung eines Ministeriums für Gleichstellung ein. Die Ministerin für Gleichstellungsfragen überprüft alle Gesetze, Maßnahmen und Verordnungen aus der Interessenlage von Frauen und bringt Vorschläge zur Förderung von Frauen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ein. Sie muss über ein Vetorecht verfügen.

4. Das Zusammenleben von Frauen, Männern und Kindern

Der Unabhängige Frauenverband hält die freie Entscheidung über alle Formen des Zusammenlebens und deren gleichberechtigte Anerkennung für einen unabdingbaren Wert der individuellen Entfaltung einer jeden Frau und eines jeden Mannes. Als Voraussetzung dafür fordern wir ein:

5. Sozialisation

Frauen und Männer werden nicht mit geschlechtsstereotypen Denk- und Verhaltensweisen geboren. Vermeintliche Männlichkeit und Weiblichkeit sind, wie auch andere Rollenmuster, das Ergebnis eines Aneignungsprozesses bestimmter, von Eltern, Schule und Gesellschaft vorgezeichneter Normen. Männliche und weibliche Kinder aber sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Interessen, Neigungen, Bedürfnisse und Empfindungen frei von zwanghaft einengender Normierung zu entwickeln.

Der Unabhängige Frauenverband tritt deshalb ein für:

6. Recht

Der Unabhängige Frauenverband setzt sich dafür ein, das in der Verfassung fixierte Recht der Gleichberechtigung von Frau und Mann auf die reale Gleichstellung zu erweitern, sowie dieses Menschenrecht durch die Verfassungsgerichtbarkeit konkret einklagbar zu machen.

Wir fordern die verfassungsmäßige Gleichstellung homosexueller Frauen und Männer.

Das Strafgesetzbuch ist zu überarbeiten mit dem Ziel, jede Form von Gewalt gegen Frauen, einschließlich der Vergewaltigung in der Ehe konsequent zu bestrafen.

Wir wollen, dass Männer hinsichtlich des Erziehungsrechts bei Scheidungen und bei der Wahrnehmung der sozialen Vaterschaft generell einen gleichberechtigten Status erhalten.

Wir wenden uns gegen die Einbeziehung von Frauen in den Wehrdienst und fordern eine diesbezügliche Änderung des Wehrdienstgesetzes.

7. Selbstbestimmung von Frauen über ihren Körper

Zu den elementarsten Menschenrechten zählt die Möglichkeit der Selbstbestimmung von Frauen über ihren Körper.

Der Unabhängige Frauenverband steht für:

8. Gewalt gegen Frauen

Immer noch und zunehmend schöpfen Männer bewusst oder unbewusst ihre Stärke aus angeblicher weiblicher Unterlegenheit. Psychische Unterdrückung und Gewalt äußert sich in der verbalen Beleidigung von Frauen oder etwa darin, dass Frauen in ihren Redebeiträgen nicht ernst genommen, ständig unterbrochen oder gar nicht registriert werden. Ausdruck physischer Gewalt sind Vergewaltigung, sexueller Missbrauch und das Schlagen von Frauen und Kindern, Gewaltpornographie aber auch die "einfache" Anmache am Arbeitsplatz.

Der Unabhängige Frauenverband klagt Maßnahmen zum Schutz gegen Gewalt wie Frauenhäuser für Frauen In Notsituationen, Notrufnummern, Frauentaxidienst ein.

Gewalt gegen Frauen muss endlich öffentlich gemacht werden!

Wir treten ein gegen die pornographische Vermarktung des Körpers von Frauen und Kindern. Prostitution darf nicht kriminalisiert werden. Wir setzen dagegen die Aufdeckung der Ursachen und der Möglichkeiten zur Zurückdrängung von Prostitution.

9. Kultur, Sensibilisierung für Frauenfragen

Der Unabhängige Frauenverband setzt sich dafür ein, dass auch bei der Einführung marktwirtschaftlicher Verhältnisse in der DDR die geistigen und materiellen sowie eine freie Kunstausübung gesetzlich gewährleistet sein müssen.

Kultur und Kunst müssen für alle BürgerInnen unabhängig von ihrer sozialen Lage, ihren Einkommensverhältnissen zugänglich sein.

Wir setzen uns ein für die Erhaltung und weitere staatliche und betriebliche Unterstützung von Kulturhäusern und Jugendclubs sowie anderen kommunalen Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbädern, Sporteinrichtungen usw.

Wir sind für die öffentlich-rechtliche Gestaltung der elektronischen Medien (Hörfunk und Fernsehen) und für eine unabhängige Nachrichtenagentur.

Frauen schaffen sich eigene Freiräume, die es ihnen ermöglichen, ihre eigenen Bedürfnisse zu entdecken und zu leben, die eine von Männern nicht beeinflusste Bewusstseinsbildung und Selbstfindung fördern und in der sie eine spezifische Frauenkultur entwickeln können.

Der Unabhängige Frauenverband hält die Entfaltung neuer kultureller Werte und Vorstellungen von Frauen für eine unerlässliche Bedingung bei der Lösung der Frauenfrage in unserem Land.

Eines der wesentlichen Anliegen dieses Verbandes besteht in der massenhaften Sensibilisierung für die Frauenfrage durch die Verbreitung alternativer, durch Frauen getragener kultureller Projekte.

Wir erwarten deshalb die Förderung und Unterstützung auch staatlicher Stellen bei der Schaffung von Frauenöffentlichkeit.

Der Unabhängige Frauenverband unterstützt und fordert die Öffnung der Medien für die Frauenfrage, die Zulassung neuer Frauenzeitschriften und Frauensendungen, die Schaffung von Kommunikations- und Begegnungsmöglichkeiten von Frauen, Frauencafés, Frauenferienhäusern, Frauenbibliotheken, Frauenwohngemeinschaften.

Frauen haben Neues in die Lebensweise unserer Gesellschaft einzubringen, eine bislang verdrängte Kultur des Umgangs, der Sprache, der Organisation der Arbeit, der Politik.

Nutzen wir unsere eigenen Fähigkeiten und Potenzen im Sinne einer emanzipierten menschlicheren Gesellschaft!

Für eine fröhliche Revolution der Frauen mit politischer Konsequenz!

Berlin, den 17.2.1990

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