Jugendliche Neubrandenburger Hausbesetzer kämpfen um ein Freizeitzentrum für die Jugend

Die Vorschläge bisher wurden alle zerredet

Seit vergangenem Dienstag 22 Uhr, halten 20 Jugendliche aus Neubrandenburg das Gebäude der ehemaligen FDJ-Kreisleitung besetzt. ND sprach mit M(...) Sch(...), dem Sprecher der Hausbesetzer.

Was wollt Ihr mit dieser spektakulären Aktion erreichen?

Vor allem ein Freizeitzentrum für junge Leute von 14 bis 30. Die vorhandenen Jugendklubs reichen nicht aus. Ja, die Lage verschlimmert sich, da die Klubzukunft mehr denn je in den Sternen steht. Und das bei einer Stadt, wo das Durchschnittsalter knapp über 30 Jahre liegt.

Das Problem bewegt sicher nicht erst seit heute die Gemüter?

Es gab schon eine Reihe von Anträgen für solch ein Zentrum. Sie wurden jedoch alle zerredet. Wir wollen mit dieser Aktion darauf aufmerksam machen und uns Öffentlichkeit verschaffen.

Wer sind die Besetzer?

Wir gehören zur Jugendliga, einem Wahlbündnis verschiedener Jugendorganisationen zu den Kommunalwahlen. Dazu zählen die FDJ und die Klubunion, der verschiedene Neubrandenburger Jugendklubs angehören.

Wie war die Reaktion bisher?

Rundfunk und Presse haben berichtet, und am Mittwochmorgen war der Stadtrat für Jugendfragen bei uns, um sich zu informieren. Er unterstützt unsere Aktion, das finden wir gut. Auch der amtierende Oberbürgermeister war hier und will bis Donnerstag eine Variante zur Lösung vorschlagen.

Wie lange wollt Ihr das Haus besetzt halten?

Bis wir Erfolg haben. Dazu sei noch gesagt, ein paar von uns haben Urlaub genommen, andere arbeiten in Schicht. Also Arbeitsbummelei kommt nicht in Frage. Und, die Türen dieses besetzten Hauses stehen all jenen offen, die Fragen zu unserer Aktion haben.

Das Gespräch führte ULRICH RATHSACK

aus: Neues Deutschland, 45. Jahrgang, Ausgabe 87, 12.04.1990. Die Redaktion wurde 1956 und 1986 mit dem Karl-Marx-Orden und 1971 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet.