DDR 1989/90 Brandenburger Tor

Wirtschaftswunder DDR

Die derzeit ernsten Probleme sollten allerdings nicht den Blick dafür verstellen, dass sich die DDR, wenn sie sofort eine Marktwirtschaft etabliert, ein außerordentliches Wachstumspotential erschließen könnte. Die DDR ist im Ganzen gesehen der potentiell bei weitem attraktivste Investitionsstandort in Osteuropa für Unternehmen aus der Bundesrepublik, aber auch für andere westliche Gesellschaften. Trotz der Abwanderung von Fachkräften verfügt sie noch immer über ein beachtliches Reservoir an gut ausgebildeten Arbeitskräften. Ihre Infrastruktur - so überaltert und desolat sie ist - funktioniert immer noch besser als im übrigen Osteuropa. Auch ihre "heimliche" Mitgliedschaft in der EG und ihre zentrale Lage in Europa ist für ausländische Investoren ein wichtiger Pluspunkt. Und nicht zuletzt gibt es in der DDR ein beträchtliches Potential für unternehmerisches Denken und Handeln. Bekommt es seine Chance durch eine weitgehende wirtschaftliche Liberalisierung, würden umfangreiche private Kapitalzuflüsse einsetzen, so dass nicht nur die Devisenfrage gelöst, sondern auch die Möglichkeit eines zweiten deutschen Wirtschaftswunders gegeben wäre.

Osteuropa Special der Deutschen Bank am 1. Februar 1990

aus: Neue Zeit, 46. Jahrgang, Ausgabe 51, 01.03.1990, Zeitung für Deutschland - Christlich, Demokratisch, Sozial