Stellungnahme des NEUEN FORUM zur Bestätigung der Anmeldung

Wir haben von Innenministerium die Bestätigung der Anmeldung des NEUEN FORUM als Vereinigung erhalten.

Damit korrigiert das Ministerium seine Einschätzung, für das NEUE FORUM bestünde keine gesellschaftliche Notwendigkeit.

Vielmehr wird die Meinung von zehntausenden DDR-Bürgern respektiert, die durch Unterschrift ihre Mitarbeit im NEUEN FORUM angeboten haben. Danach bieten die bestehenden Parteien, Massenorganisationen und die Nationale Front keine glaubwürdige Plattform für den Dialog.

Mit der Bestätigung der Anmeldung beginnen wir unsere Gründungshandlungen. Wir werden ein Statut erarbeiten, dass das NEUE FORUM als Bewegung charakterisiert, die die Erkenntnisse aus dem ehrlichen Dialog als programmatische Forderung, Vorschlag oder Konzept in politisches Handeln umsetzt. In diese Gründungshandlungen sind alle Gruppierungen, die in der DDR unter dem Namen NEUES FORUM arbeiten, einbezogen.

Mit der jetzt erfolgten Bestätigung der Anmeldung des NEUEN FORUM verbindet sich zwingend die Forderung, andere oppositionelle Gruppierungen und Parteien zu legalisieren. Nur eine pluralistische Gesellschaft eröffnet die Möglichkeit einer tief greifenden und dauerhaften Umgestaltung in der DDR. Das Gegenteil einer solchen Vielfalt wäre nicht Einheit, sondern Einfalt.

Das NEUE FORUM strebt die Zusammenarbeit mit allen oppositionellen Parteien und Gruppierungen an, die glaubwürdig für demokratische Grundrechte in unserem Land eintreten.

Eine wichtige Form dieser Zusammenarbeit sind Wahlbündnisse.

Wir meinen, dass nur durch freie Wahlen, die die Möglichkeit der Auswahl zwischen unterschiedlichsten Programmen und Personen bieten, eine wahre Volksvertretung auf allen Ebenen entstehen kann.

Der Anspruch auf das Wahrheits-, Macht- und Führungsmonopol durch nur eine politische Kraft hat sich als schädlich erwiesen.

Ein wichtiges Arbeitsmittel des NEUEN FORUM ist eine eigene unabhängige und überregionale Zeitung. Dadurch werden wir in die Lage versetzt, Ergebnisse des Dialogs öffentlich zu machen, programmatische Forderungen DDR-weit zu publizieren, Macht zu kontrollieren und uns selbst durch Hinweise und Kritiken zu korrigieren. Die Beantragung einer entsprechenden Lizenz ist ein wichtiger Teil unserer Gründungshandlungen.

Zum Abschlug dieser Gründungshandlungen wird eine Landes(delegierten-)versammlung durch Bestätigung des Statuts, Formulierung der nächsten Aufgaben und Wahl der Sprecher das NEUE FORUM als starke, unabhängige politische Kraft in der DDR etablieren.

8.11.1989 Für die Initiativgruppe NEUES FORUM
Bärbel Bohley, Sebastian Pflugbeil, Eberhard Seidel

aus: Das Neue Forum - Selbstportrait einer Bürgerbewegung, Demokratiebewegung in der DDR, Materialien zur gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, DGB-Bundesvorstand, Abt. gewerkschaftliche Bildung, ohne Ort und Datum