Gewerkschaftsarbeit wieder auf Grundprinzipien zurückzuführen
Die Betriebsgewerkschaftsleitung des Bahnhofes Dresden-Friedrichstadt beschloss in ihrer Sitzung am 16.11.1989 folgenden Standpunkt:
1. Änderung des Artikels 1 der Verfassung der DDR, Aufgabe der Führungsrolle der SED
2. Gründung einer IG Eisenbahn, Industriegewerkschaft muss diese Aufgabe übernehmen, auch im Bezug des Territoriums. Keine Zwischenorganisierung auf Kreisebene mehr.
3. Arbeit der Gewerkschaft muss auf die Grundprinzipien der Gewerkschaftsarbeit zurückgeführt werden.
a) Arbeitsgruppe Sozialpolitik:
- SV, Kuren
- Feriendienst
- Arbeitsschutz
- Wohnungsangelegenheiten
- Arbeits- und Lebensbedingungen
- Kinder und Veteranenbetreuung
b) Arbeitsgruppe Tarifpolitik:
- Lohn und Recht
Wegfall folgender Kommissionen:
- Neuereraktiv
- Agitation und Propaganda
- Bildungskommission
- Kulturkommission
- Jugendkommission
- Wettbewerbskommission
4. Satzungsänderung:
- stärkere Verpflichtungen der GO-Leitungen
- was für eine rechtliche Grundlage hat die jeweilige Leitung
5. Bildungs- und Schulungsarbeit ist zu minimieren und mehr in die Betriebe und außerhalb der Arbeitszeit zu verlegen. Im Vordergrund muss dabei die Lohn- und Rechtsschulung stehen.
6. Wegfall der Schulen der sozialistischen Arbeit, die Mitgliederversammlungen sind für die Belange und Information der Mitglieder zu nutzen.
7. Keinen Titelkampf "Kollektiv der sozialistischen Arbeit" mehr, keine Verteidigung der Verträge 1989.
- Mittel werden für 1989 zur Prämierung gemäß BKV nach Einschätzung der Bereichsleiter gezahlt.
- Keine schriftliche Rechenschaftslegung
- Für 1990 müssen neue Formen und Methoden, aber ohne Zwang entwickelt werden.
8. Solidarität:
- Freiwilligkeit muss gewahrt bleiben
- Verzicht auf eine planmäßige Solileistung
- Solidarität nur dann, wenn dazu die objektive und humanistische Notwendigkeit besteht.
9. Wettbewerbsbeschluss der Vertrauensleute für das Jahr 1989 wird aufgekündigt.
10. Führung des Wettbewerbes muss unter der staatlichen Leitung vollzogen werden, die Gewerkschaft kontrolliert die nach Auswertung gezahlten Prämierungen gemäß Leistungsprinzip. Wettbewerb muss Leitungsinstrument des Leiters sein.
11. Gewerkschaftsarbeit kann nicht nur Arbeit in der Freizeit sein, eine rechtliche Regelung dazu muss in Fortschreibung von Gesetzen erfolgen.
P(...), BGL-Vorsitzender
aus: Friedrichstadt-EXPRESS, Nr. 24, 28. November 1989, 34. Jahrgang, Organ der SED-Betriebsparteileitung für den Dienstort Dresden-Friedrichstadt, Herausgeber: Leitung der SED-Betriebsparteiorganisation des Bahnhofes Dresden-Friedrichstadt