Einheitliches Auftreten war unser größtes Plus

BZ-Gespräche zu Ergebnissen des Bonner Gipfels

Am Rande der offiziellen Verhandlungen zwischen den Regierungschefs von DDR und BRD in Bonn fragte BZ Politiker aus Ost und West, wie sie die Ergebnisse der Gespräche Modrow-Kohl sehen.

Eppelmann, Demokratischer Aufbruch:
Auch ein kleines Wunder blieb aus

BZ: Wie schätzen Sie die Gespräche hier in Bonn ein?

R. Eppelmann: Wenn ich nach dem gehe, was uns so durch den Kopf ging, als wir hierher gekommen sind, glaube ich, dass es den Erwartungen entspricht. Wenn ich aber an die Menschen denke, die jetzt au Hause sind und möglicherweise ein kleines Wunder erwartet haben, muss man ihnen mitteilen, dass dieses Wunder nicht gekommen ist. Das einzig Handfeste, was wir - vorbehaltlich der Fachministergespräche - mitbringen können, ist. dass jetzt sofort die Expertengespräche beginnen. Das ist keine Banane im Schaufenster und auch kein Golf vor der Tür, aber das ist zumindest eine Voraussetzung dafür, dass es dazu mal kommen kann, in absehbarer Zeit.

BZ: Wenn dieses Ergebnis also mehr oder weniger Ihren Erwartungen entsprach, entsprach es auch Ihren Wünschen?

R. Eppelmann: Nein. Natürlich sind meine Wünsche mit dem identisch, was die Menschen in der DDR sich wünschen. Ich hätte mich schon wahnsinnig gefreut, wenn wir mit einer gefüllten Tasche hätten nach Hause kommen können.

BZ: Woran lag es?

R. Eppelmann: Ja. ich habe den Eindruck, da ist überhaupt kein Verhandlungsspielraum gewesen. Hier ist also gesagt worden: "Ihr seid einfach, was die Rahmenbedingungen angeht, nicht so weit, dass wir jetzt voll und wirksam einsteigen wollen, und wir haben die große Sorge, dass wir etwas in ein Fass hineinkippen, von dem wir nicht wissen, ob Boden darin ist". Das muss ich erst mal so hören, ungeachtet der Wünsche, zu denen ich stehe.

BZ: Ist die Delegation der DDR den Gesprächen als geschlossene Gruppe aufgetreten?

R. Eppelmann: Ich glaube, das ist unser stärkstes Pfund hier gewesen, das seinen Einfluss auf die beginnenden Verhandlungen haben wird. Es ist dem Bundeskanzler und der Regierung der Bundesrepublik deutlich geworden, dass es an dieser Stelle nicht zwei Regierungen gibt, sondern eine, die gemeinsam an einem Strang zieht. Das war möglicherweise unsere größte Stärke.

Die Gespräch führte
Bo Adam

aus: Berliner Zeitung, Jahrgang 46, Ausgabe 39, 15.02.1990, Die Redaktion wurde mit dem Karl-Marx-Orden, dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold und dem Orden "Banner der Arbeit" ausgezeichnet.