So. 19. November 1989


Am Wochenende haben erneut über drei Millionen Bürger der DDR die BRD und Berlin (West) besucht. Obwohl inzwischen über 90 Grenzübergänge geöffnet wurden und mehr als 100 Sonderzüge verkehrten, ließen sich, wie Regierungssprecher Wolfgang Meyer am Sonntag gegenüber ADN erklärte, Staus, Verspätungen und Wartezeiten nicht überall vermeiden. Insgesamt verlief das zweite Reisewochenende aber störungsfreier als das Wochenende vorher. Bereits am frühen Sonntagnachmittag setzte ein reger Rückreiseverkehr ein. Dank gebührt vielen tausend Eisenbahnern, Mitarbeitern der Nahverkehrsbetriebe, der Tankstellen, der Volkspolizei und der Passkontrolle, der Grenztruppen und des DRK, die teilweise in Sondereinsätzen Tag und Nacht bemüht waren, die durch die Reisewelle entstehenden Probleme zu meistern. Hervorzuheben ist auch die Geduld und Disziplin der weitaus meisten Reisenden.
(Neues Deutschland, Mo. 20.11.1989)

Am Wochenende trafen sich Vertreter des Neuen Forum und der LDPD zu einem Gedankenaustausch.

In den westdeutschen Städten mit großem Besucherzuspruch aus der DDR und in Westberlin wird das Ladenschlussgesetz außer Kraft gesetzt. Besuchern werden Aushilfsjobs angeboten. Manche Besucher versuchen mitgebrachtes zu verticken.

Auf dem Gipfel der Europäischen Gemeinschaft in Paris wird übereinstimmend festgestellt, die bestehenden Grenzen sollen unverändert bleiben. Auch die beiden Militärpakte, Warschauer Vertrag und NATO sollen bleiben. Eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten komme jetzt nicht in Frage.

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