Do. 8. März 1990


Keine Neuwahl der Parlamente in den sieben Stadtbezirken beschloss gestern der Leipziger Bezirkstag. Künftig sollen die Interessen des Territoriums allein durch ein Stadtparlament mit 128 Abgeordneten vertreten werden.
(Berliner Zeitung, Fr. 09.03.1990)

Die Betriebspoliklinik im Haus der Ministerien gehört jetzt zum örtlichen Gesundheitswesen von Mitte und ist in die gesundheitliche Betreuung der Bürger des Territoriums integriert.
(Berliner Zeitung, Do. 08.03.1990)

Eine Initiativgruppe zur Bildung eines "Verbandes der Reservisten e. V." hat sich in Berlin konstituiert.
(Berliner Zeitung, Fr. 09.03.1990)

Ein Kuratorium zur "Unterstützung deutscher Minderheiten bei der Erhaltung und Pflege ihrer Kultur" hat sich in Berlin konstituiert.
(Junge Welt, Do. 08.03.1990)

Mit dem "Ost-West-Kurier" erscheint am Donnerstag eine weitere sowjetische Zeitschrift an den DDR-Kiosken.
(Junge Welt, Mi. 07.03.1990)

Die Obermeister des Müllerhandwerks gründeten den "Deutschen Müllerbund Ost".

Die erste Ausgabe der "Südthüringer Zeitung" erscheint in Bad Salzungen als Ableger der Fuldaer Zeitung.

Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher spricht auf einer Kundgebung vor dem Gebäude es alten Reichsgerichts in Leipzig. Auch in Wolfen tritt auf einer Wahlkampfveranstaltung auf.

Aus Duden Ost und West soll einer werden.

Der Boxer Henry Maske und sein Trainer Manfred Wolke vom ASK Vorwärts Frankfurt (Oder) wechseln in den Sauerlandstall.

Helmut Kohl schreibt in seinen Erinnerungen 1990-1994: "Kein Zweifel, nachdem der Bundestag am 8. März 1990 einen Antrag zur Unverletzlichkeit der deutsch-polnischen Grenze verabschiedet hatte, drohte aus Paris keinerlei Gefahr mehr; die außergewöhnliche Intensität und Freundschaft in den Beziehungen zwischen Mitterrand und mir war wieder zurückgekehrt."

Aber auch, dass er am 15.03. von Mitterrand angerufen wurde, der sagte, er stimme mit Wojciech Jaruzelski und Tadeusz Mazowiecki überein, es sei notwendig die Oder-Neiße-Grenze anzuerkennen. Er "äußerte den Wunsch, dass die Verhandlungen zwischen Deutschen und Polen unverzüglich aufgenommen würden, noch bevor die Einheit vollzogen sei."

"Verärgert schilderte ich Mitterrand den Inhalt des Entschließungsantrags und machte klar, dass ich es seltsam fände, dass Erklärungen von Parlament und Regierung keine Bedeutung beigemessen und auch an meinem Wort gezweifelt wurde. Die Art und Weise, wie mit diesem Thema umgegangen werde, mache mich betroffen, erklärte ich."

"Im Rückblick glaube ich, dass François Mitterrand die Situation wohl falsch einschätzte. Unser Telefonat war wie ein reinigendes Gewitter, durch das sich an unserer Freundschaft nichts änderte."

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