Sehr geehrter Herr Ministerpräsident!

Als Bürger der Stadt Wismar möchten wir Sie bitten, ihre Aufmerksamkeit auf folgendes Problem zu richten: Seit einigen Monaten verfolgen wir besorgt verschiedene Bautätigkeiten in unserem Kreisgebiet.

In Wohlenberger Wieck und in Hohen Wieschendorf werden die ursprünglich für Kartoffelverschiffung in die Sowjetunion errichteten Kai-Anlagen ausgebaut, nach Hohen Wieschendorf wird eine Starkstromleitung verlegt, und Vermessungsarbeiten für eine Zubringerstraße von Hohen Wieschendorf zur F 105 werden beobachtet.

Wir befürchten, dass diese Bautätigkeiten mit der Mülldeponie in Schönberg in Verbindung stehen. Wir sehen die Gefahr, dass Mülltransporte aus Westeuropa in größerem Umfang über die genannten Verladestellen durchgeführt werden sollen. Eine erhebliche Beeinträchtigung der Bade- und Erholungsmöglichkeiten in der Wismarer Bucht wäre die Folge. Der ökologische Schaden ist dabei noch nicht absehbar. (...)

Wir möchten Sie bitten, Ihren Einfluss geltend zu machen, dass die Mülldeponie in Schönberg nicht mehr mit bundesdeutschem Müll beliefert wird. Unser Land hat genügend Probleme mit seinem eigenen Müll.

Die DDR darf nicht zur Müllkippe Europas werden!

In der Hoffnung auf Unterstützung zur Erhaltung der gemeinsamen Umwelt wünschen wir Ihnen für Ihre verantwortungsvolle Tätigkeit viel Erfolg.

Bürgerinitiative gegen Giftmüll, Wismar (DDR)

aus: taz Nr. 2761 vom 17.03.1989


[Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein war zu dieser Zeit Börn Engholm von der SPD.]